Die Qual der Wahl: Welches Leckerlie darfs sein?

Belohnung Belohnung

Wer sich etwas näher mit Hundetraining oder generell dem Lernen von Wirbeltieren, aber auch wirbellosen Tieren beschäftigt, der weiß, dass man für ein erfolgreiches Training, jene Verhaltensweisen belohnen muss, die man später gerne hätte. Im Hundetraining werden daher meist Futterbelohnungen eingesetzt. Natürlich kann man einen Hund auch über Spiel, Aufmerksamkeit oder u.U. auch Streicheleinheiten belohnen. Was dabei nie vergessen werden darf, ist, dass der Hund in besagter Situation die Belohnung auch als Belohnung wahrnimmt. Klingt irgendwie logisch, oder? Ist es in der Praxis aber nicht immer.

Ein Beispiel: Viele denken, sie können ihren Hund mit Streicheln belohnen. Schließlich wird der Hund zu Hause auch gerne gestreichelt und fordert das z.T. sogar ein. Warum dann also mit Futter/Leckerlies herumrennen, wenn man den Hund für ein schönes “Sitz” oder ein schönes “Fuß” auch streicheln kann. Nun ja, es mag vielleicht stimmen, dass sich viele Hunde gerne streicheln lassen. Größtenteils trifft das aber auf Situationen zu, in denen sonst nichts Aufregendes passiert, oder wenn man gerade gemütlich am Abend auf der Couch liegt und entspannt. Ist ein Hund aber gerade bei der Arbeit und konzentriert sich darauf sehr, finden viele Hunde das Streicheln eher weniger belohnend. Manche Hunde finden es sogar störend. Zumindest hätte ich noch keinen Hund erlebt, der sich darüber freut, wenn man ihn streichelt, während er sich gerade total zusammenreißt, um der davonlaufenden Katze NICHT hinterherzuhetzen.

Was ich damit sagen möchte: Streicheln kann der Hund toll finden, und ja, man kann Streicheln u.U. auch als Belohnung einsetzten, aber es hängt vom KONTEXT ab. Ich könnte meinen Sheltie während der Arbeit nie mit Streicheleinheiten belohnen. Er würde das sogar hassen. Das würde dazu führen, dass meine gut gemeinte Belohnung sogar zu einer Bestrafung wird. Und Bestrafung führt letztendlich dazu, dass eine Verhaltensweise in Zukunft weniger gezeigt wird. Ich würde also das exakte Gegenteil von dem erreichen, was ich ursprünglich wollte.

Man sollte sich also immer Gedanken darüber machen, was der Hund in der momentanen Situation gerne haben möchte. Das kann Abstand, Freilauf, Futter, Sozialkontakt oder was auch immer sein.

Du siehst also, es gibt sehr viele, verschiedene Wege, den Hund zu belohnen. Ich möchte in diesem Beitrag aber mal die Futterbelohnung herauspicken.

Warum Futterbelohnungen Sinn machen

Nun ja, abseits mancher Meinungen, finde ich Futterbelohnungen durchaus sinnvoll. Ein Hund muss fressen. Tut er es nicht, würde er sterben. Futter ist also ein Grundbedürfnis des Hundes. Warum also das gesamte Futter am Abend gratis servieren, wenn sich der Hund auch einen Teil davon verdienen kann. Ich muss für meine Brötchen schließlich auch arbeiten gehen. Versteh mich nicht falsch. Ich sage NICHT, dass der Hund sich in Zukunft nur noch Futter verdienen darf und womöglich bei nicht entsprechender Leistung leer ausgeht und hungern muss. NEIN! Das sage ich auf keinen Fall. Aber Studien haben bereits belegt, dass Tiere (wie auch Menschen!) lieber für ihr Futter arbeiten, als es gratis zu bekommen. Warum dann also einen Teil davon nicht erarbeiten lassen?

Eine kleine Anekdote aus unserem Alltag: Mein Hund Pongo kann sehr haklich (=mäkelig) sein. Es kommt vor, dass er manche (meist etwas langweiligere) Leckerlies nicht frisst. Lasse ich ihn jedoch einige Tricks und Übungen machen, nimmt er den langweiligen Keks plötzlich und frisst ihn. Tja, nach der Arbeit schmeckt die Jause (=Brotzeit) bekanntlich besser. 😉

Aber dann macht das mein Hund ja nur noch für Futter?

Ein oft gehörtes Gegenargument für Futterbelohnung ist, dass der Hund dann nur noch mitmacht, wenn er dafür was bekommt. Ja, das stimmt! Allerdings nur dann, wenn man falsch an die Sache herangeht. Theoretisch würde dieses Argument aber auch auf Spielbelohnung zutreffen 😉 Meist macht man als Mensch nämlich den Fehler, dass man dem Hund vorher zeigt, was man hat, damit er dann freudig mitarbeitet. 

Das kann u.U. (z.B. wenn gerade sehr viel Ablenkung herrscht und der Hund die Übung noch nicht generalisiert hat, oder wenn Ausnahmesituationen herrschen)  als MANAGEMENTMASSNAHME auch sinnvoll sein. Eine (strukturierte) Trainingseinheit, wird aber immer so aufgebaut, dass der Hund die gestellten Aufgaben auch meistern kann und Management somit nicht notwendig ist (andernfalls muss man sein Training infrage stellen)! Eine Trainingssituation ist in der Regel, also KEINE Ausnahmesituation. 

Stellt man dem Hund vorweg also die Belohnung in Aussicht, so lernt er im womöglich nur, blind dem Futter hinterherzurennen. Macht man diesen Fehler (dem Hund immer vorher zeigen, was man dabei hat) öfter, lernt der Hund tatsächlich, sich die Leckerlies/das Spielzeug vorher zeigen zu lassen, bevor er Signale ausführt. Das passiert leider schneller, als man denkt. Darum achte im Training darauf, zuerst die Übung auszuführen/das Signal zu geben und erst dann die Belohnung herauszuholen.

Mein Hund frisst nichts?

Wirklich? Wie überlebt er dann? Tatsächlich gibt es viele Hunde, die draußen nichts anrühren. Das kann mehrere Ursachen haben.

Meistens ist das Futter einfach zu langweilig. Stell dir vor, du bist in einem irren tollen Vergnügungspark. Du möchtest am liebsten alle Bahnen gleichzeitig ausprobieren. Du kommst aus dem Staunen gar nicht mehr raus und dann bietet dir jemand ein kleines Stück Schokolade an. Ja, du magst Schokolade, aber die Achterbahnen magst du noch viel lieber. Du bist so aufgeregt und erfreut, dass dir die Schokolade in diesem Moment einfach nur sch***egal ist. In dieser Situation wäre  “eine Runde Achterbahn fahren” die deutlich bessere und größere Belohnung, als ein kleines Stück Schokolade.

Und genau so geht es vielen Hunden auch. In der Wohnung nehmen sie alles. Da ist es auch nicht aufregend. In der Wohnung ist man jeden Tag und man kennt bereits alles. Da kommt einem so ein trockener Keks schon mal entgegen und bringt ein wenig Abwechslung. Draußen jedoch, da spielt die Musik. Da gibt es andere Hunde, fremde Menschen, andere Tiere, viele Gerüche; die es zu entdecken gibt, Maulwurflöcher und, und, und … was will man da schon mit einem langweiligen, trockenen Keks?

Merke: Die Belohnung muss immer zum Kontext passen. Je mehr Ablenkungen vorhanden sind und je untrainierter der Hund ist, umso besser muss die Belohnung sein.

Aufregung und Ablenkung können also dazu führen, dass ein Hund kein Futter annimmt. Nimmt der Hund auch keine hochwertigeren Futterstücke an, sollte man dafür sorgen, dass das Training einfacher, also mit weniger Ablenkung gestaltet wird. Das kann z.B. sein, dass man sich einfach mal auf einer ruhigen Wiese ohne ablenkende Hunde aufhält.

Neben Aufregung und Ablenkung können aber auch Angst und Stress (wobei Aufregung ja auch eine Art des Stresses ist) Ursache dafür sein, dass Hunde Futter verweigern. Hier wieder ein Beispiel: Stell dir vor, du musst auf einer großen Bühne vor 1000 Menschen reden. Eigentlich bist du ein total introvertierter Mensch, der keine großen Reden hält. Vor dem Auftritt willst du mit einem Freund noch essen gehen, aber du bist viel zu nervös dazu. Du bekommst keinen Bissen runter. Du hast so großes Lampenfieber, dass dir richtig schlecht wird. Und? Hunger? Eher nicht, oder? 

Übrigens, wer Prüfungsangst hat, sitzt im selben Boot. Der Stress (und auch Angst ist eine Form von Stress) sorgt dafür, dass uns schlecht wird und wir nichts essen wollen: sowohl beim Hund als auch beim Mensch. Stress sichert unser Überleben. Er sorgt dafür, dass wir in Notsituationen (wenn uns z.B. der Bär fressen will) alle Kräfte und Energien mobilisieren, um schnell wegzurennen. Wildtiere koten und urinieren sogar während dem Flüchten (auch einen Stressreaktion), um unnötigen Ballast loszuwerden. Dadurch können sie noch schneller weglaufen. Ich glaube, ich muss nicht weiter erwähnen, dass Fressen in so einer Situation eher zweitrangig ist.

Sollte dein Hund also Futter verweigern, weil er Angst hat und/oder zu gestresst ist, dann verlege dein Training bitte in eine Gegend, wo er entspannter ist. Stress blockiert Lernen. D.h. in Stresssituationen findet kein konstruktives Lernen statt und man kann sich ein Training gleich sparen. Mit einem voranschreitenden, kleinschrittigen Training funktionieren Übungen sukzessive auch in schwierigerer Umgebung. Dazu muss die Basis jedoch stimmen.

Welches Futter eignet sich zum Training?

Im Prinzip empfehle ich fürs Training immer kleine (wirklich KLEIN), weiche Leckerlies. Man kann auch das Futter, das man ohnehin füttert, als Belohnung verwenden, sofern es der Hund auch draußen super findet. Hier ein paar (nicht vollzählige) Empfehlungen von mir. Bitte beachtet auch die Wertigkeit der Belohnungen. Gemüse ist wahrscheinlich weniger hochwertig als reines Fleisch. Beides kann aber als Belohnung verwendet werden 🙂

  • Für die Kandidaten, die etwas zu viel auf den Rippen haben, gibt es tolle, kleine, getrocknete Lungenstückchen.
  • Maroni: Diese sind gesund (theoretisch könnte sich ein Hund ausschließlich von Maroni ernähren) und werden von den meisten Hunden gern angenommen. Man bekommt sie in jedem Supermarkt (gekocht im Sackerl, i.d.R. in der Gemüseabteilung). Außerdem kann man sie in kleine Teile brechen, sodass man mit nur einer Maroni an die +/- 10 Mal belohnen kann!
  • Fleischwürste: Es gibt auf dem Markt diverse (Rein-)Fleischrollen, die sich gut schneiden und verabreichen lassen. z.B. die Firma „Fleischeslust“ bietet diverse Sorten oder auch die Firma “Naturavetal” oder “Escapure”. Wem die Angelegenheit zu patzig sein sollte, kann die Wurst auch in befüllbare Futtertuben geben.
  • Hochwertiges Dosenfutter: Auch hochwertiges Dosenfutter kann man, sofern es als Pastete verarbeitet ist (Stücke bleiben leider stecken), in befüllbare Futtertuben geben. Wer mag und wenn es der Hund liebt, kann auch das ein oder andere gekochte und pürierte Gemüse bzw. Hipp-Glas daruntermischen. Achtet bei der Wahl von Dosenfutter darauf, dass bei der Deklaration keine Begriffe wie tierische/pflanzliche Nebenerzeugnisse benutzt werden. Das kann nämlich bedauerlicherweise alles bedeuten. Von Hufe, Klauen, Feder bis hin zu Holz.
  •  Gemüse: Einige Hunde (v.a. viele der verfressenen Rassevertreter) stehen auch sehr auf Gemüse/Obst wie Karotte, Gurke, Apfel, Heidelbeere und Co. Gemüse lässt sich gut in Stücke schneiden und als kleines Leckerlie geben. Gekocht und püriert kann man Gemüse auch in befüllbare Futtertuben einfüllen. Der Vorteil: Gemüse ist gesund! 😉
  • Hipp-Gläser: Wer nicht selbst kochen will, kann auch auf Hipp-Gläser zurückgreifen. Diese lassen sich je nach Sorte gut in befüllbare Futtertuben füllen und liegen bei den Hunden meist hoch im Kurs. Es gibt sowohl Gemüse- als auch Fleischsorten.
  • Terra Canis „Wuffels“: Die Firma Terra Canis bietet diverse Sorten an luftgetrocknetes Muskelfleisch an. Der Vorteil, die Happen sind sehr klein und da es sich um getrocknetes Fleisch handelt, sind die Leckerlies auch gesund.

Natürlich könnte ich diese Liste jetzt noch weiter fortsetzen, aber ich denke, fürs Erste sind ein paar nützliche Tipps dabei 🙂

Resmuée

Ich hoffe, dieser Beitrag gibt einen Überblick darüber, warum Trainieren mit Futterbelohnung durchaus sinnvoll sein kann. Wie bereits erwähnt, kann man auch mit anderen Dingen belohnen. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass das Belohnen mit Futter für Hund, wie auch Halter meist am einfachsten ist.

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Picture of Autor - Renate Ploder

Autor - Renate Ploder

Renate ist studierte Verhaltensbiologin, akademisch geprüfte Kynologin, sowie tierschutzqualifizierte Hundetrainerin. Mit ihrem Wissen hilft sie Hundehalter im Umgang mit ihrem Hund weiter. Eine positive und tierschutzkonforme Herangehensweise ist ihr dabei besonders wichtig.

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